Was ist dran am Fach Griechisch?

Das Team der Timaios-Gesellschaft aus Ettal

Konzeption einer Veranstaltung „auf Reisen“

1. Information oder Werbung?

Sobald es um die Sprachenwahl am neusprachlichen/humanistischen Zweig des Gymnasiums geht, macht sich zuweilen eine gewisse Anspannung bemerkbar. Sowohl die französische als auch die griechische Fachschaft sowie die institutionell mit der Aufsicht Befassten von Schulleitung bis Ministerium achten gern darauf, dass es nur ja bei neutraler Information bleibt, dass keinesfalls Werbung getrieben wird, und dies vorrangig aus zwei Gründen: Man möchte erstens zwischen den Fachschaften konflikt-frei bleiben, und zweitens ist das eigene Fach evidentermaßen so wertvoll, dass man dafür gar keine Werbung machen müsse, oder, anders ausgedrückt, das Eingeständnis, man werbe für sein Fach, mache offenbar, dass man es nötig habe, während ja doch die Inhalte oder Lernziele über jeden Zweifel erhaben seien.

Zwischen Information und Werbung besteht ein ausgedehnter Graubereich. Diesen wissen die Vertreter des Französischen schon seit langem sehr kreativ zu nutzen. Bereits seit über zwei Jahrzehnten touren Abgesandte mit ihrer groß angelegten Werbekampagne des FranceMobil durch die bayerischen Schulen. Entsprechend bestand jahrelang ein Werbe- (oder Informations-) Vorteil – übrigens von einer schulfremden Institution aus [1] . Auf der entsprechenden Website des Institut français heißt es:

Zwölf französische Lektorinnen und Lektoren sind in Deutschland unterwegs. Sie haben den Auf-trag, deutsche Schulen zu besuchen und Schüler*innen aller Altersgruppen spielerisch für Frank-reich und die französische Sprache zu begeistern. [2]

Jedes Schuljahr werden ca. 900 Schulen in Deutschland besucht, seit 2002 wurden mehr als 1.300.000 Schülerinnen und Schüler erreicht. [3]  Dem hatten die Vertreter des Griechischen bisher nichts Vergleichbares entgegenzusetzen. Aktivitäten vonseiten der Kolleginnen und Kollegen, die das Fach Griechisch vertreten, finden, wenn auch vielfach sehr einfallsreich, fast immer nur schulbezogen statt. [4]  Es gibt keine überregionale Institution, die sich darum kümmert, die Vorteile des Griechischunterrichts den Schü-lerinnen und Schülern der 7. Klassen in zeitgemäßer Form zu vermitteln.

Um diesen Nachteil auf Seiten des Griechischen auszugleichen, hat die Timaios-Gesellschaft e.V. ein Konzept entwickelt, das gleichfalls „auf Reisen“ geht und vor Ort die Vorzüge des Faches Griechisch sowohl Eltern als auch Schülerinnen und Schülern nahebringt. Das hier im Folgenden vorgestellte Programm zur Information über das Fach Griechisch am Gymnasium, genannt Agon Hellenikos (Ἀγὼν Ἑλληνικός), will im wesentlichen zwei Ziele erreichen

  1. Schülerinnen und Schüler mit der griechischen Sprache, mit ihren Buchstaben und mit ausgewählten Inhalten des Faches in Kontakt bringen, um einer möglichen anfänglichen Fremdheit entgegenzuwirken,
  2. Eltern über den eigentlichen, Ihnen oftmals eher unbekannten Wert des Griechischunterrichts aufklären, abseits der vorgefassten, aber in Einzelfall doch immer wieder nicht zutreffenden Ansicht, mit dem jeweiligen anderen zur Auswahl stehenden Fach könne man „wenigstens etwas anfangen“

Wie hat so etwas auszusehen? Wie kann man Schülern und Eltern heute vermitteln, dass das Schulfach Griechisch

  • wesentlich mehr zu bieten hat, als es dem gesellschaftlichen Bewusstsein präsent ist,
  • wesentliche und wichtige Inhalte für die Bestimmung Europas in der Welt vermittelt,
  • persönlich über die Maßen bildet wie kaum ein zweites Fach,
  • letztlich, um das Entscheidende zu sagen, für die persönliche Orientierung und Reflexion des Menschen in der heutigen Welt wichtiger und nachhaltiger ist als vieles andere?

Das ist die Herausforderung. Auf dem Hintergrund langjähriger Erfahrung als Vertreter des Faches Griechisch in einem Gebiet Bayerns, das, jedenfalls in der Breite der Bevölkerung, den Nutzen klassischer Bildung nicht als selbstverständlich gegeben sieht, hat die Timaios-Gesellschaft e.V. ein Format entwickelt, das die Vorteile des Griechischunterrichts abseits allen Bildungsdünkels für Kinder und Eltern unmittelbar begreiflich zu machen geeignet ist.

2. Der Ἀγὼν Ἑλληνικός als Roadshow

Es handelt sich beim Agon Hellenikos um eine Veranstaltung, die als Roadshow kostenlos in die Schulen kommt. Ihr Impetus zielt darauf ab, Siebtklässlern und ihren Eltern in Schulen, in denen Griechisch als dritte Fremdsprache zur Wahl steht, Fakten und Kriterien an die Hand zu geben, um begründet eine Entscheidung treffen zu können. Die Roadshow hat folgende Strukturelemente:

  1. Begrüßung
  2. Einstimmung: Videos, Conférencen, Informationen
  3. Hauptteil A: Agon Hellenikos (zeitlich parallel zu Hauptteil B)
  4. Hauptteil B: Eltern erfahren, was dran ist an Griechisch (zeitlich parallel zu Hauptteil A)
  5. Abschluss mit Fragemöglichkeit, Preisverleihung und Verabschiedung

Diese Strukturelemente können und müssen je nach den örtlichen Gegebenheiten in der Umsetzung angepasst werden. Wünschenswert ist jedenfalls das Engagement von Griechischschülern aus höheren Klassen der jeweiligen Schule, vor allem zur Unterstützung an den Spielstationen sowie zur Beantwortung von Fragen der Eltern zum Fach Griechisch an der eigenen Schule.

Am vereinbarten Tag kommt jedenfalls ein Team, bestehend aus Schülerinnen, Schülern, einem Conférencier (Schüler) und einem Verantwortlichen an die Schule. Wir bringen alle Materialien mit, die für den Ἀγὼν Ἑλληνικός erforderlich sind, lediglich ein Klassenzimmer mit Bestuhlung sowie Tische als Unterlage für die Spiele werden benötigt.

1. Begrüßung

Bei der Begrüßung, sowie beim Abschluss, besteht nicht nur die Möglichkeit, sondern sogar die Erwartung, dass sich die jeweilige Schule selbst einbringt. Hier wäre der Platz für ein Grußwort durch den Schulleiter, durch die Vertreterin oder den Vertreter der Fachschaft, durch die Griechischlehrkraft der kommenden achten Klasse, durch den Elternbeirat oder durch andere, womöglich prominente Personen des öffentlichen Lebens. Diese Mitgestaltung durch die Schule ist insofern wichtig, als die Veranstaltung, die ja als Roadshow von einer fremden Schule kommt, zu einer unverwechselbaren Veranstaltung des jeweiligen Gymnasiums werden soll. Dieser Heimatfaktor erhöht die Akzeptanz, das Wohlbefinden und die grundsätzliche Aufgeschlossenheit für die Argumente, die im Verlauf des Abends präsentiert werden.

2. Einstimmung

Unter der Leitung des Conférenciers werden in Wortbeiträgen, Videos und Animationen diverse Inhalte dargeboten. Sie führen locker und amüsant in das Thema ein und stellen die interessanten und verlockenden Aspekte des Griechischlernens vor. Dieser Abschnitt hat weniger diskursiven als affektiven Charakter. Der Conférencier, selbst noch Schüler, stellt auf einer eher emotionalen Tour verschiedene Aspekte des Griechischunterrichts vor, unter anderem seine eigenen Erfahrungen mit dem Fach. Die Animationen und Videos zeigen launige Szenen, die affektiv die Schülerinnen und Schüler auf eine Reise mitnehmen. Das Ganze dient als Teaser, der auf den folgenden, in zwei parallelen Zügen verlaufenden Hauptteil vorbereitet.

3. Hauptteil A: Agon Hellenikos

Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich in mehreren Gruppen an vier Spielstationen mit verschiedenen Facetten der griechischen Antike, um zu erfahren, was es mit dem Fach „eigentlich so auf sich hat“. Die in Quizform gestalteten Spiele decken die Bereiche Geografie, Mythos und griechische Buchstaben ab, bieten aber auch an einer Station eine Herausforderung für die Geschicklichkeit. Motivation, Spaß und auch eine gewisse Spannung ergeben sich durch die Punkte, die meist individuell, an einer Station aber auch an die Gruppe verteilt werden, um ein Kooperationserlebnis zu schaffen. Diese Punkte auf der persönlichen Scorecard dienen dazu, einen Sieger des Abends zu küren. Er erhält einen Sachpreis (Buchpreis und div. Kleinigkeiten). Je nach Anzahl der beteiligten Schülerinnen und Schüler dauert dieser Teil etwa 30–45 Minuten.

4. Hauptteil B: Elterninformation

Während die Schülerinnen und Schüler sich um die Spielstationen versammeln und dort verschiedene Begegnungen mit dem Griechischen erleben – wo auch immer diese Stationen aufgebaut sind, das richtet sich nach den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten –, bleiben die Eltern im Saal sitzen. Dort erhalten sie in einem eher kurzweiligen Vortrag speziell auf ihre Interessen und Bedürfnisse zugeschnittene Informationen. Es handelt sich dabei um ein ganzes Spektrum von Themen, angefangen von der Herausforderung, eine Sprache mit einer ganz fremden Schrift zu lernen, wobei Eltern häufig nicht unterstützend tätig sein können, über die etymologisch oft spannenden und zweifellos hilfreichen Aspekte von Griechischkenntnissen bis hin zur kulturphilosophischen Einbettung im Rahmen des Projekts Europa und gesellschaftspolitischer Strömungen heute. Die Eltern sollen erfahren, dass es eine einmalige Chance bedeutet, über das Fach Griechisch die wesentlichen Quellen unserer Herkunft, Tradition und Kultur kennenzulernen, die sonst verborgen bleiben, die aber enorm wichtig sind, um gerade unsere Gegenwart richtig zu verstehen. Erfahrungsgemäß ist dieser Überblick zeitlich wesentlich kürzer, so dass sich die Eltern anschließend im persönlichen Gespräch mit den anwesenden Lehrern und Schülern über Details und Besonderheiten des Griechischunterrichts austauschen oder ihren Kindern in der letzten Runde des Wettbewerbs zuschauen können.

5. Abschluss

Sobald die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler von ihren Spielstationen zurück sind und die Ergebnisse ausgewertet wurden, versammeln sich alle noch einmal im Saal/Klassenzimmer. Es herrscht erfahrungsgemäß in diesem Moment eine gewisse Spannung, weil die Siegerin bzw. der Sieger des Abends im Agon Hellenikos verkündet wird. Nach der Überreichung des Preises endet die Veranstaltung mit der Verabschiedung aller Teilnehmer und Gäste. Diverses Informationsmaterial für den Nachhauseweg steht am Ausgang zur Verfügung. Zudem bietet die Timaios-Gesellschaft den interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern an, sie über Neuigkeiten, Interessantes und Aktivitäten auf dem Laufenden zu halten.

3. Wie kommt die Roadshow an meine Schule?

Wir kommen an alle Schulen Bayerns, wenn wir eingeladen werden. Eine erste Kontaktaufnahme erfolgt am besten über E-Mail (info@timaios-gesellschaft.de). Wichtig für uns wäre gleich zu Beginn zu erfahren, in welchem Zeitraum bzw. an welchen Terminen ein Besuch der Roadshow passend wäre. Anschließend können im direkten Kontakt die Details geklärt werden. Sobald ein Termin feststeht, schalten wir auf unserer Website (https://timaios-gesellschaft.de) einen Link frei, über den sich die Eltern mit ihren Kindern anmelden. Die Anmeldung ist Voraussetzung für die Teilnahme an der Verlosung einer Griechenlandreise.

Die Timaios-Gesellschaft e.V. hat diese Roadshow als Angebot entwickelt, das wir auf Einladung in der beschriebenen Weise durchführen, das aber je nach Vorstellung der jeweiligen Schule beziehungsweise Fachschaft verändert und angepasst werden kann. Besonders günstig ist es freilich, wenn an der Schule eigenes Material wie etwa ein eigener Werbefilm zur Verfügung steht und in das Programm eingebaut werden kann. Es ist schließlich die einzelne Schule, die ihr Fachangebot Griechisch vorstellt, sie kann auf Wunsch einfach unsere Hilfe und Mitarbeit in Anspruch nehmen. Wir unterbreiten interessierten Schulen lediglich einen Vorschlag, wie man für Griechisch als dritte Fremdsprache werben beziehungsweise wie man darüber informieren könnte.

4. Perspektiven

Mit der Roadshow können die Vorteile und Stärken des Griechischunterrichts vermittelt werden. Schülerinnen und Schüler wollen und sollen aber mit ihrer Wahl für Griechisch nicht allein gelassen werden. So sind weitere Module bereits in Arbeit, die die Jugendlichen begleiten, unterstützen und motivieren können, um die richtige inhaltliche Wahl auch zu einem persönlichen Erfolg zu führen.

Über diese Angebote hinaus stehen wir als Timaios-Gesellschaft e.V. für viele andere Möglichkeiten der Vernetzung oder Zusammenarbeit zur Verfügung. Wie schon in Nürnberg bei der vom Arbeitskreis humanistischer Gymnasien veranstalteten Tagung der humanistischen Gymnasien in Bayern im Workshop angeboten, können wir hier Ressourcen zur Verfügung stellen und Koordinationsaufgaben erfüllen. Wir freuen uns über jede Kontaktaufnahme.

Anmerkungen:

[1]    Für Bayern: Institut français München, Kaulbachstraße 13, 80539 München, und Deutsch-Französisches Institut Erlangen, Südliche Stadtmauerstraße 28, 91054 Erlangen

[2]    https://www.institutfrancais.de/de/deutschland/bildung/lehrprojekte/francemobil-1#/ – 25.04.2024, 16:34

[3]    Ebd.

[4]    Eine mir bekannte Ausnahme bildet dabei der jüngst auf Initiative von Susanne Full entstandene Film Griechisch: ein Fach für dich!
(https://vimeo.com/946968383/aeb8ac3bf9?share=copy), der ein Gemeinschaftsprodukt der humanistischen Gymnasium Oberfrankens ist.

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